Die Ausrüstung des Hundes v. Sally Askew
Verfasst: 2. Dezember 2008 13:27
Hallo zusammen,
Dies soll keine neue Diskussion über Brustgeschirr contra Halsband hervorrufen...
einfach nur lesen, drüber nachdenken und das war es auch schon.
Ich habe heute morgen eine Newsletter erhalten und wollte Euch den folgenden Absatz nicht vorenthalten:
Die Ausrüstung des Hundes!
Es passt sehr gut zu meinen vorhergehenden Gedanken, dass wir uns als Hundehalter sehr ausgiebig darüber unterhalten, welches die richtige Ausrüstung ist für den Hund. Indem wir darüber diskutieren, Halsbänder zu verbieten, sagen wir, dass Halsbänder gefährlich sind. Sally Askew, ganzheitliche Hundetherapeutin und Canine Bowen Therapeutin hat sich zu diesem Thema ihre Gedanken gemacht, die sie mit uns teilt. Der Text wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt durch Angie Schmidt.
von Sally Askew
Die Frage, ob unsere Hunde besser ein Halsband oder ein Brustgeschirr tragen sollen, löst immer wieder Lächeln bei mir aus - sie erinnert mich an einen Witz, welchen man sich in der Gegend, wo ich wohne, in einem Alt-Englischen Dialekt erzählt. Die Geschichte handelt von einem Mann, welcher in ein Pub gestürmt kommt und fragt: "Ich bin in Eile und ich habe mich verlaufen. Kann mir bitte jemand sagen, wie ich am schnellsten nach Dunwich komme?" Die Antwort erfolgt langsam und in gedehntem Akzent: "Tja, das weiss ich auch nicht so genau… Aber ich gebe dir folgenden Rat: ich würde nicht von hier (aus)gehen!"
Weder Halsbänder noch Brustgeschirre bewirken an sich Probleme beim Hund. Die Probleme werden erst dadurch verursacht, indem ein Dritter die vom Hund getragene Ausrüstung fehlerhaft einsetzt. Daher empfehle ich, unser Augenmerk nicht auf das vom Hund bereits getragene Material, sondern auf die Wahl der für jeden Hund optimalen Ausrüstung zu richten, um danach deren korrekten Gebrauch zu fördern und den HundeführerInnen näher zu bringen. Nie sollten wir dem Equipment die Schuld geben.
Aussagen wie "Jeder Hund sollte ein Brustgeschirr tragen" oder "Halsbänder schädigen die Halswirbelsäule" sind extreme Ansichten bzw. Verallgemeinerungen und bedürfen genauerer Überprüfung anhand des Wissens, welches uns aus Untersuchungen zur Verfügung steht. Fakt ist, dass Halsbänder die Halswirbelsäule von Hunden nicht schädigen - es ist deren fehlerhafte Anwendung. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Ziehen an der Leine in Kombination mit einem breiten Halsband bei keinerlei Hunderassen gesundheitliche Schäden hervorruft (Malamuts und Sibirische Huskys zum Beispiel haben sich genetisch so entwickelt, dass sie durch Anpassung ihrer Postur Probleme vermeiden). Ebenso erwiesen ist, dass Schädigungen erst auftreten, wenn Leinenzug über gewisse, von der Rasse abhängige Zeiträume hinweg ausgeübt wird. Brustgeschirre werden oftmals empfohlen, weil sie den Hals entlasten; sie können jedoch zu Schwierigkeiten im Brustbereich, in den Schultern und den Vorderläufen führen und sind für zahlreiche Hunde unbequem zu tragen. Insofern gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob ein Hund an Halsband oder Brustgeschirr geführt werden soll. Sollte tatsächlich jemand die perfekte, für jeden Hund gut zu tragende Führhilfe erfinden, so würde er ein Vermögen verdienen - es gibt eine ganze Industrie von Hundeartikel-Herstellern, welche eine solche Innovation dankbar aufnähme!
Ich selbst bin der Ansicht, dass jeder Hund ein Individuum ist und auch als solches behandelt werden soll. Jeder Hund hat seine ganz eigenen Bedürfnisse, welche sich während seines Lebens verändern können/werden. Jedem Hund wird ein anderer Lebensstil abverlangt und es werden unterschiedliche Aktivitäten auf wiederum unterschiedlichen Levels von ihm erwartet. Die Ausrüstung des Hundes muss den Lebensstil des Hundes umfassend berücksichtigen, seine Bedürfnisse widerspiegeln und ihm in allen Situationen Bequemlichkeit garantieren. Tatsächlich haben/benötigen einige Hunde einen ganzen Schrank voll Equipment. So haben z.B. Neufundländer, welche Rettungs- und Zugsarbeit leisten, entsprechende Brustgeschirre für jede Art von Arbeit, vielleicht auch ein Halsband für Zuhause und sogar eines für die Spaziergänge an der Leine.
Wenn wir uns fragen, welche Art von Führhilfe für einen bestimmten Hund die richtige ist, müssen wir Rasse, Körperbau, Gesundheitszustand, Alter, Temperament, Verhaltensweisen und geplante Aktivitäten berücksichtigen. Darüber hinaus spielt eine wesentliche Rolle, wie gekonnt der/die HundeführerIn das Material anzuwenden weiss. Die Entscheidung soll zu einer massgeschneiderten Lösung führen, welche für den Hund das geringste Risiko birgt.
Nehmen wir zum Beispiel meinen Golden Retriever Taggart. Taggart leidet unter Epilepsie und ist wie viele andere ein Hund mit tiefem Energie-Niveau. Zudem hat er einen "langen Rücken". Sein Bewegungsbedürfnis ist minimal. Im Allgemeinen läuft er gut an der Leine, es sei denn er erspäht einen Apfel oder einen Brombeerstrauch! Unter Beachtung all dieser Tatsachen trägt Taggart vorzugsweise ein breites Halsband. Für alle Nicht-Therapeuten, welche dazu weitere Erklärungen benötigen:
1) Ein epileptischer Hund tendiert zu Muskel-Verspannungen entlang der Wirbelsäule, was das Tragen eines Brustgeschirres manchmal unbequem macht.
2) Ein Hund mit tiefem Energie-Niveau kann geschwollene Lymphknoten im Bereich der unteren Halswirbelsäule haben, gerade da, wo viele Brustgeschirre aufliegen und somit unbequem zu tragen sind.
3) Hunde mit langem Rücken neigen zu Rückenproblemen, was wiederum das Tragen eines Geschirres unbequem machen kann - Hunde mögen dies signalisieren, indem sie ihren Rücken zu "schützen" versuchen oder scheuen, wenn man probiert, das Geschirr um ihren Rücken zu legen.
Bei der Auswahl eines Halsbandes oder Brustgeschirres gilt es, viele weitere Punkte mit einzubeziehen - es sind zu viele, als dass sie alle in diesem Artikel erklärt werden könnten. Lassen Sie sich nie von einem Rat beeinflussen, welcher nicht auf der Betrachtung des gesamten Gesundheitszustandes und des Lifestyles Ihres Hundes basiert. Gute Fachleute wissen, dass ein leichtfertig ausgesprochener verallgemeinerter Ratschlag zur Ursache für Probleme eines jeden Hundes werden kann.
Copyright 2008 Sally Askew
Dies soll keine neue Diskussion über Brustgeschirr contra Halsband hervorrufen...
einfach nur lesen, drüber nachdenken und das war es auch schon.

Ich habe heute morgen eine Newsletter erhalten und wollte Euch den folgenden Absatz nicht vorenthalten:
Die Ausrüstung des Hundes!
Es passt sehr gut zu meinen vorhergehenden Gedanken, dass wir uns als Hundehalter sehr ausgiebig darüber unterhalten, welches die richtige Ausrüstung ist für den Hund. Indem wir darüber diskutieren, Halsbänder zu verbieten, sagen wir, dass Halsbänder gefährlich sind. Sally Askew, ganzheitliche Hundetherapeutin und Canine Bowen Therapeutin hat sich zu diesem Thema ihre Gedanken gemacht, die sie mit uns teilt. Der Text wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt durch Angie Schmidt.
von Sally Askew
Die Frage, ob unsere Hunde besser ein Halsband oder ein Brustgeschirr tragen sollen, löst immer wieder Lächeln bei mir aus - sie erinnert mich an einen Witz, welchen man sich in der Gegend, wo ich wohne, in einem Alt-Englischen Dialekt erzählt. Die Geschichte handelt von einem Mann, welcher in ein Pub gestürmt kommt und fragt: "Ich bin in Eile und ich habe mich verlaufen. Kann mir bitte jemand sagen, wie ich am schnellsten nach Dunwich komme?" Die Antwort erfolgt langsam und in gedehntem Akzent: "Tja, das weiss ich auch nicht so genau… Aber ich gebe dir folgenden Rat: ich würde nicht von hier (aus)gehen!"
Weder Halsbänder noch Brustgeschirre bewirken an sich Probleme beim Hund. Die Probleme werden erst dadurch verursacht, indem ein Dritter die vom Hund getragene Ausrüstung fehlerhaft einsetzt. Daher empfehle ich, unser Augenmerk nicht auf das vom Hund bereits getragene Material, sondern auf die Wahl der für jeden Hund optimalen Ausrüstung zu richten, um danach deren korrekten Gebrauch zu fördern und den HundeführerInnen näher zu bringen. Nie sollten wir dem Equipment die Schuld geben.
Aussagen wie "Jeder Hund sollte ein Brustgeschirr tragen" oder "Halsbänder schädigen die Halswirbelsäule" sind extreme Ansichten bzw. Verallgemeinerungen und bedürfen genauerer Überprüfung anhand des Wissens, welches uns aus Untersuchungen zur Verfügung steht. Fakt ist, dass Halsbänder die Halswirbelsäule von Hunden nicht schädigen - es ist deren fehlerhafte Anwendung. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Ziehen an der Leine in Kombination mit einem breiten Halsband bei keinerlei Hunderassen gesundheitliche Schäden hervorruft (Malamuts und Sibirische Huskys zum Beispiel haben sich genetisch so entwickelt, dass sie durch Anpassung ihrer Postur Probleme vermeiden). Ebenso erwiesen ist, dass Schädigungen erst auftreten, wenn Leinenzug über gewisse, von der Rasse abhängige Zeiträume hinweg ausgeübt wird. Brustgeschirre werden oftmals empfohlen, weil sie den Hals entlasten; sie können jedoch zu Schwierigkeiten im Brustbereich, in den Schultern und den Vorderläufen führen und sind für zahlreiche Hunde unbequem zu tragen. Insofern gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob ein Hund an Halsband oder Brustgeschirr geführt werden soll. Sollte tatsächlich jemand die perfekte, für jeden Hund gut zu tragende Führhilfe erfinden, so würde er ein Vermögen verdienen - es gibt eine ganze Industrie von Hundeartikel-Herstellern, welche eine solche Innovation dankbar aufnähme!
Ich selbst bin der Ansicht, dass jeder Hund ein Individuum ist und auch als solches behandelt werden soll. Jeder Hund hat seine ganz eigenen Bedürfnisse, welche sich während seines Lebens verändern können/werden. Jedem Hund wird ein anderer Lebensstil abverlangt und es werden unterschiedliche Aktivitäten auf wiederum unterschiedlichen Levels von ihm erwartet. Die Ausrüstung des Hundes muss den Lebensstil des Hundes umfassend berücksichtigen, seine Bedürfnisse widerspiegeln und ihm in allen Situationen Bequemlichkeit garantieren. Tatsächlich haben/benötigen einige Hunde einen ganzen Schrank voll Equipment. So haben z.B. Neufundländer, welche Rettungs- und Zugsarbeit leisten, entsprechende Brustgeschirre für jede Art von Arbeit, vielleicht auch ein Halsband für Zuhause und sogar eines für die Spaziergänge an der Leine.
Wenn wir uns fragen, welche Art von Führhilfe für einen bestimmten Hund die richtige ist, müssen wir Rasse, Körperbau, Gesundheitszustand, Alter, Temperament, Verhaltensweisen und geplante Aktivitäten berücksichtigen. Darüber hinaus spielt eine wesentliche Rolle, wie gekonnt der/die HundeführerIn das Material anzuwenden weiss. Die Entscheidung soll zu einer massgeschneiderten Lösung führen, welche für den Hund das geringste Risiko birgt.
Nehmen wir zum Beispiel meinen Golden Retriever Taggart. Taggart leidet unter Epilepsie und ist wie viele andere ein Hund mit tiefem Energie-Niveau. Zudem hat er einen "langen Rücken". Sein Bewegungsbedürfnis ist minimal. Im Allgemeinen läuft er gut an der Leine, es sei denn er erspäht einen Apfel oder einen Brombeerstrauch! Unter Beachtung all dieser Tatsachen trägt Taggart vorzugsweise ein breites Halsband. Für alle Nicht-Therapeuten, welche dazu weitere Erklärungen benötigen:
1) Ein epileptischer Hund tendiert zu Muskel-Verspannungen entlang der Wirbelsäule, was das Tragen eines Brustgeschirres manchmal unbequem macht.
2) Ein Hund mit tiefem Energie-Niveau kann geschwollene Lymphknoten im Bereich der unteren Halswirbelsäule haben, gerade da, wo viele Brustgeschirre aufliegen und somit unbequem zu tragen sind.
3) Hunde mit langem Rücken neigen zu Rückenproblemen, was wiederum das Tragen eines Geschirres unbequem machen kann - Hunde mögen dies signalisieren, indem sie ihren Rücken zu "schützen" versuchen oder scheuen, wenn man probiert, das Geschirr um ihren Rücken zu legen.
Bei der Auswahl eines Halsbandes oder Brustgeschirres gilt es, viele weitere Punkte mit einzubeziehen - es sind zu viele, als dass sie alle in diesem Artikel erklärt werden könnten. Lassen Sie sich nie von einem Rat beeinflussen, welcher nicht auf der Betrachtung des gesamten Gesundheitszustandes und des Lifestyles Ihres Hundes basiert. Gute Fachleute wissen, dass ein leichtfertig ausgesprochener verallgemeinerter Ratschlag zur Ursache für Probleme eines jeden Hundes werden kann.
Copyright 2008 Sally Askew