
Wird es 18 Uhr, fängt Liesel an vor dem Schlafzimmer fiepsend zu tigern. Sie läuft jammernd kreuz und quer durch die Wohnung. OK, ich denke, sie möchte ins Bett. Aber sie möchte natürlich auch, dass ich mich dazu lege. Also bringe ich sie ins Bett und lege mich mit rein, zumindest bis sie schnarcht. Ich bin spät ins Bett Geherin. Sobald sie merkt, sie ist alleine, krabbelt sie unter der Decke vor und kommt ins Wohnzimmer. Meistens schläft sie dann auf dem Sofa weiter. Das ist Szenario eins.
Szenario zwei: Wir gehen ins Bett, aber sie ist unruhig, und eiert wieder ihr Treppchen runter und läuft ohne Ziel durch die Wohnung. Fiepsend und wimmernd. Sie findet das Bett nicht mehr. Also sammle ich sie ein, und lege sie wieder ins Bett.
Aber sie eiert wieder ihr Treppchen runter, und das Spiel beginnt von vorne. Für Alle, die es noch nicht wissen, Liesel ist jetzt 15 und hat beginnende Demenz. Mir tut sie in ihren Unruhezuständen so leid, das geht mir so zu Herzen. Was soll ich tun. Im Verlauf mancher Nacht, stehe ich 3,4 mal auf, um sie wieder einzusammeln. Aber das ist erst nach der Einschlafunruhe.
Sie hat senile Bettflucht. Ich höre sie immer, das ist wie bei Müttern mit kleinen Kindern. Unsere TÄ sagt, das ist kein Trauerspiel, das ist jetzt einfach so. Sie interessiert sich auch nicht mehr für andere Hunde, schnüffelt an keinem Popo mehr, schnuffelt nur noch selten am Boden beim Gassi

Wie lange hat sie nimmer gebellt, ich weiß es schon gar nicht mehr. Sie bellt neuerdings während ich Essen zubereite, weil sie ja weiß, sie bekommt was davon. Und denkt dann vielleicht, so geht es schneller. Das sind ganz hohe, schrille Töne, die sie da von sich gibt. Als ich sie das erste Mal so gehört habe, hab ich richtig Angst bekommen: sie könnte Schmerzen haben. Aber sie ist munter dabei, alles Andere passt nicht zu Schmerzen.
Ich wünsche mir so sehr, dass es ihr auf ihre alten Tage gut geht. Ihr Herzchen ist noch gut, und außer den Augen und dem Gehör, ja, und dem Köpfchen ist sie noch gut in Schuss. Das Futter schmeckt ihr, aber sie geht nicht mehr gerne raus. Was ist sie früher mit ihrem Schwesterchen Gisela über die Felder geflitzt. Seit es kälter ist, gehen wir meist nur kurz raus dieses Jahr, kurz auf den Hunde Highway über die Strasse.
Eine andere Geschichte ist, dass ich sie meistens unter die Bettdecke legen muss. Von alleine krabbelt sie nur noch selten drunter, und nachts ist es in meinem Schlafzimmer sibirisch kalt, das Fenster ist auf und ich hab nie die Heizung an.
Ich weiß einfach keine Lösung für sie. Inzwischen lass ich sie erstmal ne Weile wandern, bevor ich sie ins Bett bringe. Dass ich evt. länger mit ihr Gassi gehen könnte, um sie besser auszulasten, hab ich schon geprüft. Nach einer halben Stunde hat sie deutlich genug. Das wird nix.
Herr Schröder
