Beitragvon louis » 12. September 2014 19:14
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von louis » 12. September 2014 19:14
hallo leandra,
ich hatte auch einen unsicheren hund... als allererstes würde ich alle unkontrollierbare hundebegegnung meiden (soweit es geht) und wenn euch fremde hunde begegnen, diese wegschubsen und deinen kleinen an die leine nehmen, so dass dein kleiner sicherheit bei dir hat und dir vertraut (wenn der andere hund weg ist kannst du deinen wieder ableinen). dann wird er in allen schwierigen situationen zu dir gelaufen kommen und bei dir bleiben.
ich persönlich habe sehr gute erfahrung mit "rudel-laufen" gemacht. dazu braucht es nicht unbedingt ein ganzes rudel, im prinzip reicht anfangs ein einziger hund, der kann auch gerne groß sein, sollte aber nicht unbedingt ein verspielter junghund sein, weil damit isses schwieriger als mit einem ausgewachsenen ruhigen hund. auf hundewiesen wirst du sicher auch "rudel" finden, da oft mehrere halter zusammen spazieren gehen, frag die einfach ob du mitgehen darfst, weil du einen unsicheren hund hast. mach sie zusätzlich darauf aufmerksam, dass (erstmal) keiner der hunde an deinen kleinen ran darf (auch nicht schnuppern) und du sie nötigenfalls wegschubsen musst, damit dein hund sieht, DU kannst das. er kann dir vertrauen.
du leinst deinen kleinen an, mit der leine hast du die kontrolle, wenn ein hund kommt kannst du den kleinen dicht bei deinem fuß halten und den anderen mit der hand wegschubsen. leine bedeutet sicherheit.
dann gehst du dem rudel hinterher, im nötigen sicherheitsabstand, wo das schwänzchen ganz normal und entspannt ist (also nicht eingeklemmt), dann verringerst du den sicherheitsabstand, sobald das schwänzchen nach unten geht vergrößerst du den abstand, oder hältst den gleichen abstand solange ein bis der hund sich entspannt. das kann mehrere hundert meter gehen, aber irgendwann wird sich der hund mit sicherheit entspannen. die rudelhunde, die frei laufen, werden wahrscheinlich auf euch zukommen, weil sie an dem kleinen schnuppern wollen. lass das nicht zu und schubs sie weg (frag aber vorher die hundehalter ob das okay ist, dass keiner ihrer hunde an deinen darf, weil du vertrauen aufbauen möchtest, ich bin sicher, dass das okay für sie ist und sie ihre hunde abrufen, so musst du nur die (noch) nicht erzogenen wegschubsen.)
während ihr hinter dem rudel geht, riecht er die hunde von hinten, und er kann sie in aller ruhe kennen lernen (bei den guten nasen die unsere hunde haben geht das auch auf distanz). ihr rückt dann immer mehr auf bis ihr das letzte glied des rudels seid, dann arbeitet ihr euch in die mitte vor und dann bis an die spitze. wenn ihr das ein paar mal geschafft habt, entspannt an der spitze zu laufen, kannst du daran denken den kleinen abzuleinen und frei laufen zu lassen. dazu gehst du am ende des rudels und leinst ihn ab, er wird sich aussuchen wo er läuft, du beobachtest ihn genau und jedes mal wenn er unsicher wird rufst du ihn zu dir. am ende des rudels hat er immer am meisten sicherheit, weil er alles überblicken kann, da sich alles VOR seinen augen abspielt. er braucht nicht gleichzeitig darauf zu achten was hinten passiert, da du ja das letzte glied bist. das wird ihm viel sicherheit geben.
wenn du das mit nur einem hund machen möchtest, dann suche dir einen ruhigen, entspannten hund. da könnt ihr gleich nebeneinander gehen, beide hunde angeleint, ein hund rechts, die beiden halter in der mitte und ein hund links. auch so kann ein hund in einem sicheren umfeld andere hunde kennen lernen. nach ein paar spaziergängen an dem beide keinen (körper)kontakt hatten, kann es durchaus passieren, dass der kleine ganz wild darauf ist, den anderen hund kennen zu lernen, an ihm zu schnuppern und mit ihm zu spielen. dann lass der natur ihren lauf.
wenn du die übung anfängst dann bitte immer erst aufhören wenn der hund entspannt ist, das ist ganz wichtig, sonst verstärkt sich die unsicherheit.
ich spreche aus erfahrung, mein prager rattler (3,3kg) wurde von einem rudel gejagt: 2 schäferhunde, 2 labradrore, 3 boxer, 1 dalmatiner, 1 ridgeback und 1 vizla. meiner war nicht an der leine und es hätte böse enden können, wenn z.b. alle durch den wald auf eine straße gerannt wären. danach standen wir beide erstmal unter schock. glücklicherweise haben die hundehalter uns eingeladen mit ihnen zu gehen und uns erlaubt, hunde abzuwehren, die uns zu nahe kommen. das war das beste was uns passieren konnte. ich konnte die abwehr üben, mein kleiner konnte selbstvertrauen aufbauen, die großen lernten die kleinen in ruhe zu lassen und die hundehalter übten den rückruf ihrer hunde. dicke freunde sind wir keine geworden, aber wenn ich ihnen begegne laufen wir alle entspannt zusammen.